Oktober bis Dezember 2022
Skelette in der Sammlung
Im Rahmen der Wechselausstellung «Sammlung im Fokus» sind bis Ende Dezember 2022 einige Skelette aus der Sammlung im Natur-Museum ausgestellt. Darunter befinden sich mehrere (Teil-) Skelette von Säugetieren und Vögeln in Kunststoffboxen. Auf diese Weise werden die meisten der 680 Vogel- und 250 Säugetierskelette in der Wirbeltiersammlung aufbewahrt. Die Knochen stammen mehrheitlich von präparierten Tieren, denn bei deren Herstellung werden - je nach Tiergruppe - keine oder nur wenige Skelettteile gebraucht. Wenige vollständige Skelette wurden aber wie dieser Haubentaucher (Podiceps cristatus) montiert, sodass sichtbar wird, wie die Knochen im Körper des Tieres angeordnet waren.

Juli bis September 2022
Fliegen und Mücken
Wussten Sie, dass es ohne Fliegen keinen Kakao (und damit auch keine Schokolade) gäbe?
Echte Fliegen und Mücken gehören zur Ordnung der Diptera, Zweiflügler. Auf der Welt, es gibt mehr als 160'000 bekannte Fliegen- und Mückenarten, die zu 150 verschiedenen Familien gehören. Sie sind fast überall auf der Erde zu finden, von der Antarktis bis zum Regenwald. Mehr als 7'000 Arten leben in der Schweiz!
Einige Arten sind lästig oder gelten sogar als Schädlinge, aber viele andere sind auch sehr nützlich… Fliegen können als Bestäuber dienen: viele Pflanzen, darunter auch die Kakao-Pflanze (die Quelle der Schokolade!), sind tatsächlich auf die Bestäubung durch Fliegen angewiesen.

April bis Juni 2022
Saatgut - Gesammelte Vielfalt
Botaniker interessieren sich seit jeher für die Vielfalt der Nutzpflanzen. Über 200 Belege von Weizen-, Gersten und Roggenarten finden sich in den botanischen Sammlungen des Natur-Museums. Der älteste Beleg stammt von 1831, ist also bald 200 Jahre alt!
Die Sammlung im Fokus stellt bis Mai 2022 Nutzpflanzen-Belege aus den botanischen Sammlungen des Natur-Museums ins Zentrum.
Zu diesen Belegen zeigen wir eine Auswahl von Samen für einen kleinen Einblick in die Saatgutvielfalt.
Die Samen stammen aus der Samenbibliothek vom ProSpecieRara-Hauptsitz in Basel. Hier lagert Saatgut von über 1700 seltenen Garten-, Acker- und Zierpflanzen-Sorten. Dieses dient der Erhaltung und als basis zur Wiederverbreitung der alten Sorten.

Oktober bis Dezember 2021
Leidenschaft Sammeln: Schmetterlinge auf Briefmarken
Briefmarken gehören zu den beliebtesten Sammlerobjekten seit eh und je, sie werden sehr häufig gesammelt. Insektenkästen mit getrockneten und aufgenadelten Exemplaren sind als typische Sammlungsgegenstände in allen naturhistorischen Museen der Welt anzutreffen. Vor ungefähr 40 Jahren, im Rahmen einer der ersten temporären Ausstellungen im Natur-Museum, wurden Briefmarken mit Insektensujets zusammen mit den echten Insekten (aber selbstverständlich toten und genadelten) zusammengestellt. Das Resultat ist als «Sammlung im Fokus» im 2. Stock vom Natur-Museum bis Ende Dezember 2021 zu besichtigen.

© Natur-Museum Luzern
Juli bis September 2021
Einige kommen von weit her; aus Australien, Grönland, Kamerun. Die meisten jedoch stammen aus der Zentralschweiz. Wir verdanken sie engagierten Sammler*innen, Institutionen wie Schulen und Klöstern sowie ehemaligen kleineren Museen, die uns ihre Funde, Sammelstücke oder ganze Sammlungen vermacht haben. Für die Erweiterung der Sammlungen ist eine gute Zusammenarbeit mit dem ganzen Kanton und der Zentralschweiz wichtig. Darüber hinaus ist sie zentral bei der Erforschung der Fauna und Flora und bei Naturschutz-Fragen. Wir zeigen Ihnen Objekte mit spannenden Geschichten und einer grossen Bedeutung.

Ladislaus Reser sammelt als ehrenamtlicher Mitarbeiter des Natur-Museums seit beinahe 50 Jahren Nachtfalter und findet Erstaunliches über sie heraus.
©Natur-Museum Luzern
März bis Juni 2021
Botanische Zeitzeugen aus Hitzkirch
2017 wurde dem Natur-Museum Luzern eine Sammlung gepresster Pflanzen übergeben. Sie stammt aus dem früheren kantonalen Lehrerinnen- und Lehrerseminar Hitzkirch (1868 – 2001). Das Herbarium umfasst rund 1’000 nach Pflanzenfamilien geordnete Belege. Rund ein Drittel der Pflanzen wurde im Seetal gesammelt, der Rest im übrigen Teil des Kantons Luzern und anderen Regionen der Schweiz. Es befinden sich einige Raritäten in der Sammlung. Von besonderem Interesse sind selten gewordene Ackerwildkräuter und Pflanzen unbebauter Standorte.

Die Ranken-Platterbse ist ein typischer Vertreter kalkreicher Getreide-Äcker. Die heute seltene Pflanze wurde 1942 gesammelt und stammt aus der Umgebung des Baldeggersees. ©Natur-Museum Luzern
September 2020 bis Februar 2021
Die Wildkatze - Tier des Jahres 2020 von Pro Natura Schweiz
Die Europäische Wildkatze (Felis sylvestris) ist keine verwilderte Hauskatze (Felis catus). Unsere Hauskatzen stammen von der Afrikanischen Wildkatze, auch Falbkatze (Felis lybica lybica) genannt, ab. Sie wurden vor ca. 9000 Jahren in Mesopotamien domestiziert und wurden mit den Römern vor circa 2000 Jahren auf Handelswegen auch nach Europa gebracht. Hauskatzen, Afrikanische und Europäische Wildkatzen sind aber alle nahe verwandt. Deshalb stellt heute die Hybridisierung (d. h. die Kreuzung zwischen zwei unterschiedlichen Arten oder Unterarten) der Europäischen Wildkatze mit der Hauskatze eine mögliche Bedrohung für die Wildkatze dar. Paarungen zwischen Haus- und Wildkatzen bringen in der Tat fruchtbare Nachkommen hervor. Die Unterscheidung zwischen «reinen» Wildkatzen und Hybriden ist vom Aussehen allein nicht einfach. Genetische Marker erlauben aber eine sichere Bestimmung. Die Wildkatze war im Mittelland und im Jura weitverbreitet. Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts wurde sie dort aber fast vollständig ausgerottet. Man vermutet, dass die Rückkehr der Wildkatze in die Schweiz durch eingewanderte Tiere aus dem französischen Jura zu verdanken ist. Die Wildkatze ist als einheimisches Wildtier seit 1962 geschützt und Jagd oder Fang sind strikt verboten.

© Natur-Museum Luzern
Februar bis August 2020
Herbarium Johann Forster
Der Apotheker Johann Forster (1871-1929) übernahm 1897 die Seeapotheke am Kapellplatz 10, Luzern. Er führte sie bis zu seinem frühen Tod am 24. Mai 1929. Johann Forster legte 1890/91 ein Herbarium mit rund 700 Pflanzenbelegen aus Luzern und der übrigen Schweiz an. Die sorgfältig gepressten, sehr gut erhaltenen Belege lagerten über 100 Jahre auf dem Dachboden des Hauses am Kapellplatz. Balthasar Schmid, der jetzige Besitzer der Seeapotheke, übergab sie als Schenkung lose in Zeitungspapier dem Natur-Museum. Hier wurden sie auf Herbarbögen geklebt, digitalisiert und in die botanischen Sammlungen aufgenommen. Einige dieser Pflanzen, vor allem Feuchtgebietsarten, sind selten geworden. Sie sind als Zeitzeugen in diesem Herbarium verewigt.

Der Lungenenzian ist eine typische und selten Art nasser Pfeifengraswiesen. Der Beleg stammt von der Horwerallmend, 1890. © Natur-Museum Luzern
November 2019 bis Januar 2020
Goldschatz Goldwespen
Mit über 1.3 Mio. Objekten besitzt das Natur-Museum Luzern die sechstgrösste entomologische Sammlung der Schweiz. Einige Spezialsammlungen sind von nationaler und internationaler Bedeutung, von einem wissenschaftlichen, historischen und kulturellen Standpunkt ausgesehen. Ein Paradebeispiel dazu ist die Insektensammlung von Walter Linsenmaier (1917-2000), die seit 2001 im Besitz des Natur-Museums Luzern ist. Die Sammlung umfasst nahezu 250'000 Insekten aus den verschiedensten Regionen der Erde. Innerhalb der Sammlung bilden die Goldwespen (Hymenoptera: Chrysididae) den Schwerpunkt mit fast 57'000 Belegen, 1'742 Taxa (Arten, Unterarten sowie Formen) und 4'380 Typen (davon 579 Holotypen). Diese Goldwespensammlung gehört weltweit zu den bedeutendsten und umfassendsten ihrer Art. Dank ihrer Sammlungen gehört auch das Natur-Museum Luzern als wesentlicher Partner in die Vernetzung der Naturwissenschaftlichen Institutionen. Die Zusammenarbeit und Fachkooperation mit anderen Museen, Universitäten, Institutionen und Fachleuten spielt selbstverständlich eine zentrale Rolle.

© Natur-Museum Luzern
Juni bis Oktober 2019
Der Riese von Reiden
Im Jahr 1577 kamen in Reiden (LU) unter einer umgestürzten Eiche Knochen zum Vorschein, die keinem damals bekannten Tier zugeordnet werden konnten.
1584 erklärte der Basler Stadtarzt Felix Platter, dass die Reider Knochen einem riesigen Menschen gehört haben mussten. Auf Grund der Abmessungen des Skeletts schätzte er den Riesen von Reiden auf eine sagenhafte Grösse von 5.6 Metern.
1783 besuchte der Medizinprofessor Johann Friedrich Blumenbach von der Universität Göttingen Luzern und korrigierte dieses Bild. Er bestimmte den Fund als Überrest eines «urzeitlichen Elefanten».
Damit gehören die Knochen zum ersten Mammutfund in der Schweiz!
Bis vor wenigen Jahren war vom «Riesen von Reiden» nur noch ein einziges Stück im Natur-Museum Luzern bekannt. Nachforschungen am Geowissenschaftlichen Institut der Universität Göttingen führten zu Mammutknochen unbekannter Herkunft und Geschichte aus dem Nachlass von Professor Blumenbach.
Mit modernen, vergleichenden Isotopen-Analysen konnten zwei dieser Knochen wieder dem «Riesen» zugeordnet werden. Offensichtlich hatte sie Professor Blumenbach vor über 200 Jahren von seiner Schweizerreise nach Göttingen mitgenommen.
Das Original des Riesen von Reiden.
März bis Mai 2019
Flechten
Das Natur-Museum Luzern beherbergt eine Sammlung getrockneter Flechten mit rund 17'000 Belegen. Die Sammlung dokumentiert das Wissen zu Vorkommen und Verbreitung der Arten heute und früher. Die ältesten Belege stammen aus dem Jahr 1888.
Flechten sind Überlebenskünstler. Alles, was sie zum Leben brauchen, entnehmen sie der Luft, den Niederschlägen und dem Sonnenlicht. Flechten ernähren sich nicht von der Unterlage, auf der sie leben. Sie sind also weder Schädlinge noch Schmarotzer.
Flechten sind Doppelwesen. Was wir als Einheit sehen, ist eine Kombination aus Pilzen und winzigen Grün- oder Blaualgen (Cyanobakterien). Pilze und Algen profitieren vom gemeinschaftlichen Zusammenleben. Sie leben in einer Symbiose.

Echte Lungenflechte Lobaria pulmonaria. © Dr. Karl Bürgi-Meyer
Januar 2019
Was verspeist Meister Isegrim im Winter?
Wölfe halten keine Winterruhe. Sie müssen auch im Winter jagen um zu überleben. Ihre Hauptbeutetiere, die grossen Wildwiederkäuer Hirsch, Reh, Gämse, Steinbock oder Mufflon sind im Winter ebenfalls aktiv und müssen pflanzliche Nahrung finden. Dabei sind geschwächte, alte oder junge, unerfahrene Tiere im Nachteil. Im hohen Schnee sind diese Tiere leichter zu erbeuten oder sie sterben an Nahrungsmangel – und decken damit den Tisch der Wölfe, die Aas gut verwerten können. Auch leicht zugänglicher Abfall wird nicht verschmäht, wenn der Hunger plagt.
Wölfe brauchen rund 3 Kg Fleisch pro Tag, können aber eine bis zwei Wochen hungern. Wer Fleisch braucht, muss erbeuten, was sich fangen lässt. Je nach Weltgegend reicht das Spektrum der Beutetiere daher von der Maus bis zum Hirsch oder Bison.

Einblick in Meister Isegrims Winter-Menüplan © Natur-Museum Luzern
November und Dezember 2018
Der Gefurchte Dickmaulrüssler (Otiorhynchus sulcatus)
Der Gefurchte Dickmaulrüssler (Otiorhynchus sulcatus) gehört zu der Familie der Rüsselkäfer (Curculionidae). Er kann eine Grösse von 10-13 mm erreichen, ist schwarz gefärbt mit kleinen gelblichen oder dunkelbraunen Flecken. Er stammt ursprünglich aus den europäischen Regionen mit gemässigtem Klima aber durch Verschleppung ist er mittlerweile auch in andere Weltregionen (USA, Kanada, Japan, Neuseeland, Südost-Australien und Tasmanien) ein bedeutender Schädling geworden. Die erwachsenen Tiere sind dämmerungs-/nachtaktiv (April bis Oktober) und flugunfähig. Die Eiablage erfolgt meist im Juli-Oktober. Die Fortpflanzung erfolgt in den meisten Fällen parthenogenetisch (d. h. die Nachkommen entstehen aus unbefruchteten Eizellen). Die Larven leben im Boden und fressen die Wurzeln von mehreren Nutzpflanzen. Auch die erwachsenen Tiere sind polyphag und fressen Blätter, Knospen oder junge Pflanzentriebe. Befallene Pflanzen sind Erdbeeren, Rhododendren, Azaleen, Thuja, Kirschlorbeer, Spindelstrauch, Eibe, Rosen, Himbeeren, Alpenveilchen, usw. Als Bekämpfung der Larven eignet sich gut der Einsatz von Fadenwürmern (Nematoden).

Oktober 2018
Keulen-Bärlapp (Lycopodium clavatum)
Die Bärlappe sind eine erdgeschichtlich sehr alte Gruppe von Landpflanzen, die bereits vor rund 400 Mio. Jahren auftraten.
Verbreitet werden sie durch winzig kleine Sporen, die der Wind über grosse Distanzen verstreut. Die Sporen werden in den keuligen Sprossenden gebildet.
Bärlapp-Sporen wurden traditionell in der Naturheilkunde eingesetzt und finden heute noch Verwendung in der Homöopathie.
Auch Feuerspucker und sonstige Pyrotechniker benutzen Bärlappsporen. Die extrem kleinen Sporen explodieren bei Kontakt mit einer Flamme und sorgen für aufsehenerregende Wirkung.
Die Familie der Bärlappgewächse umfasst heute in der Schweiz 9 Arten, zu denen auch der Keulen-Bärlapp gehört.
Der Herbarbeleg stammt aus dem Herbarium Lucernense, der Gefässpflanzen-Sammlung aus dem Kanton Luzern und angrenzender Gebiete.
Keulen-Bärlapp von der Goldsitenegg, Romoos ©Natur-Museum Luzern/Kantonsarchäologie Luzern
September 2018
Knochen im Bach
In den Sommerferien 2018 stöberte der 6½-jährige Sandro im Bachbett der Entle einen sonderbaren «Ast» auf. Erst nach dem Herausbuddeln aus dem kiesigen Bachbett wurde seine ungewöhnliche Gestalt sichtbar. Schnell kamen die begleitenden Eltern zum Schluss, dass es ein Tierknochen sein könnte, aber von welchem Hornträger? Dank vergleichbarer Objekte in der Sammlung des Natur-Museums Luzern konnte der Knochen von den Fachleuten als rechter Hornzapfen eines Auerochsen (Bos primigenius) bestimmt werden. Dieses Urrind war der wild lebende Vorgänger unserer heutigen Rinder und starb vor rund 400 Jahren aus. Das vorliegende Auerochsen-Horn eines jüngeren Bullen wurde demnach schon vor Jahrhunderten in den Sedimenten der Entle abgelagert und kam jetzt bei Niedrigwasser wieder zum Vorschein. Das ganze Tierskelett ist aber schon vor Langem in alle Winde zerstreut worden - weitere Knochen liessen sich trotz intensiver Suche keine mehr finden.

Sommer 2018: Rechter Hornzapfen von einem männlichen Auerochsen (Bos primigenius)
August 2018
Nachtfalter-Forschungsprogramm (Schächental, Kanton Uri, 2016-2018)
Mit Unterstützung der Naturforschenden Gesellschaft des Kantons Uri, der Dettwyler-Stiftung in Altdorf und der Schweizerischen Akademie der Wissenschaften wird durch Ladislaus Reser, ehemaliger Konservator bzw. im Ruhestand derzeit ehrenamtlicher Kustos der Schmetterlingssammlung des Natur-Museums Luzern, die bisher kaum bekannte Nachtfalterfauna des Schächentals erforscht. Dabei werden in Unterschächen und an drei Orten auf dem Klausenpass regelmässig "Leuchtnächte" durchgeführt, wobei die ans Licht fliegenden Nachtfalter gezählt, registriert und zum Teil für die Sammlung des Museums als "Beweismaterial" gesammelt werden. Zum Abschluss ist dann auch noch die Veröffentlichung der Auswertung der Ergebnisse geplant. Bisher konnten dabei insgesamt 467 Nachtfalterarten nachgewiesen werden, und mit einigen wenigen weiteren kann man auch noch durchaus rechnen.
©©Natur-Museum Luzern/Kantonsarchäologie Luzern
Juli 2018
Wanderfalke (Falco peregrinus L. 1758)
Vogel des Jahres 2018 von BirdLife Schweiz
Der Wanderfalke stürzt sich als pfeilschneller Jäger mit atemberaubender Geschwindigkeit auf seine fliegende Beute. Er kommt auf fast allen Kontinenten vor und lebt überall da, wo er genügend Vögel als Nahrung und felsige Nistplätze findet, unter anderem auch in Städten. Neue Bedrohungen wie Vergiftungen, Windanlagen und zunehmende Störungen an Brutplätzen führen zu einem starken Bestandsrückgang.
Der Wanderfalke hat einen blaugrauen Rücken und eine helle Unterseite mit dunkler Querbänderung. Seine Kopfplatte ist schwarz, und er hat einen schwarzen Bartstreifen. Das Weibchen ist grösser als das Männchen. Jungvögel sind oberseits braun und am Bauch dunkel längsgestreift. Der Wanderfalke hat jeden Kontinent mit Ausnahme der Antarktis erobert. Trotz seiner enormen geografischen Verbreitung gehört er in der Schweiz mit 300 Brutpaaren zu den potenziell gefährdeten Arten.
Der Wanderfalke stellt keine grossen Ansprüche an seinen Lebensraum. Er fühlt sich in Gebieten mit hohen Warten, Felswänden als Brutplätze, freiem Luftraum und vielen Vögeln wie Tauben, Möwen, Drosseln als Nahrung wohl. Über 210 Vogelarten können dem Wanderfalken in Europa als Beutetiere zugeordnet werden. Für die Brut scharren die Wanderfalken bloss eine kleine Mulde in den Untergund kleiner Felshöhlen oder -nischen. Teilweise bewohnen sie Nester anderer Felsbrüter, selten Baumnester anderer Greifvögel. Das Weibchen legt ab Mitte März 3-4 rostbraune Eier, welche beide Partner in circa 30 Tagen ausbrüten. 5-7 Wochen bleiben die Jungen im Nest und werden danach noch 3-4 Wochen von den Eltern geführt.
© Christian Fosserat
Juni 2018
Herbarium Josef Forster – Belege einer vergangenen Zeit
Josef Forster war von 1897 bis 1929 Inhaber der Seeapotheke am Kapellplatz in Luzern. Er war botanisch sehr interessiert. Allein 1890/91 sammelte er über 700 Pflanzen, v.a. aus der Innerschweiz und presste sie. Diese sehr sorgfältig gepressten und gut erhaltenen Herbarbelege kamen als Schenkung ins Natur-Museum Luzern. Hier wurden sie auf Archivpapier aufgeklebt und die Beleginformationen in eine Datenbank eingegeben. Einige dieser Pflanzen, vor allem Feuchtgebietsarten sind selten geworden. Sie sind sozusagen als Zeitzeugen in diesem Herbarium verewigt. Das Kleine Tausendgüldenkraut (Centaurium pulchellum) ist eine davon. Das zierliche Enziangewächs wächst auf offenen, nassen Böden, entlang von Gräben oder nassen Wegen. Es steht auf der Roten Liste der gefährdeten Gefässpflanzen der Schweiz.
©Natur-Museum Luzern
Mai 2018
«Einsame» Kristalle
Der Höhlenforscher Bruno Baur fand bei der Erforschung des Höllochs im Gebiet "Einsamkeit" im so genannten Kristalldom kleine Kristalle. Es stellte sich heraus, dass es sich bei den durchsichtigen Mineralen im Lehm um leicht ritzbaren Gips handelt. Wie war dieser in der Karsthöhle, die vorwiegend aus kalkhaltigen Gesteinen besteht, entstanden? Nachforschungen zeigten, dass bei der Verwitterung von Pyrit (chemisch FeS2 ) und Calcit (CaCO3) in den Kalken die chemischen Bestandteile neu gemischt wurden: Im Laufe lang- und einsamen Wachstums waren neue Kristalle geboren - Gips (CaSO4).

NML 2017-1005/1006: Kleine, im Lehm entstandene Gips-Kristalle aus dem Hölloch
April 2018
Ein fliegender Skorpion?
Skorpione gehören zusammen mit Milben und Webspinnen zu den Spinnentiere (Klasse Arachnida). Skorpionsfliegen (Familie Panorpidae) sind hingegen Insekten und haben mit Skorpionen eigentlich nichts zu tun. Sie gehören zu den Schnabelfliegen (Ordnung Mecoptera), eine Gruppe die weltweit etwa 800 beschriebenen Arten zählt. In Europa sind 14 Skorpionsfliegen der Gattung Panorpa bekannt. Skorpionsfliegen besitzen keinen Giftstachel und sind vollkommen harmlos. Der Name "Skorpionsfliege" rührt von dem ziemlich auffällig über dem Hinterleib getragenen Kopulationsorgan der Männchen her. Skorpionsfliegen ernähren sich von toten und verletzten Insekten aber auch von Nektar, Pollen und Früchten (wie Himbeeren oder Brombeeren). Sie fressen sogar auch Aas von Wirbeltieren und Kot. Bekannt ist auch ihr kleptoparasitisches Verhalten wo sie die Beute von den Spinnennetzen stehlen. Die Skorpinsfliege ist das Insekt des Jahres 2018 für Deutschland, Österreich und die Schweiz.

In Europa sind 14 Skorpionsfliegen der Gattung Panorpa bekannt. ©Natur-Museum Luzern/Kantonsarchäologie Luzern
März 2018
Andorn (Marrubium vulgare)
Er ist in der Kräutermischung von Ricola enthalten. Ägyptern und Römern war er bereits bekannt. Der Andorn ist eine der ältesten überlieferten Heilpflanzen und hilft bei Husten und Verdauungsbeschwerden. In Deutschland ist er zur Heilpflanze des Jahres 2018 gekürt worden. Er gehört zur Familie der Lippenblütler und ist reich an Bitter- und Gerbstoffen und ätherischen Ölen. Der Andorn ist ursprünglich eine mediterrane Art, aber seit langem in der Schweiz heimisch und wächst auf Ödland und an Wegen. Der Beleg stammt aus dem Herbarium Lucernense, der Sammlung der Gefässpflanzen des Kantons Luzern und ist 140 Jahre alt.

©Natur-Museum Luzern/Elisabeth Danner
Februar 2018
Das Hermelin – Tier des Jahres 2018
Das Hermelin (Mustela erminea) ist ein flinker Mäusejäger. Oft wird es aber vom Jäger zum Gejagten. Dann ist eine deckungsreiche Landschaft überlebenswichtig. Das Hermelin bewohnt abwechslungsreiche, offene Landschaften. Den Wald meidet es. Es frisst Fleisch und ist in der Schweiz auf Wühlmäuse spezialisiert. Hermeline leben einzelgängerisch oder in Mutterfamilien. Sie sind reviertreu. In manchen Landstrichen werden Hermeline immer seltener, weil ihnen geeignete Kleinstrukturen und Wanderkorridore fehlen. Mit dem Hermelin verschwinden auch andere Arten, die auf strukturreiche Landschaften angewiesen sind. Das Rückenfell des Hermelins ist im Sommer rotbraun gefärbt, der Bauch gelblich-weiss. Im Winter nimmt das ganze Fell eine schneeweisse Färbung an. Ein einziger Fellbereich bleibt ganzjährig in sattes Schwarz getaucht, nämlich die üppige Schwanzquaste. (Text: Pro Natura)
Mit der Wahl des Hermelins ruft Pro Natura dazu auf, unseren Kulturlandschaften wieder zu einem strukturreichen Netz von Lebensräumen zu verhelfen. Das dient nicht nur dem Hermelin, sondern auch vielen anderen Tier- und Pflanzenarten. Pro Natura führt selber Vernetzungsprojekte durch und schafft in ihren eigenen Naturschutzgebieten Lebensraum für das Hermelin. In der Kampagne «Freie Bahn für Wildtiere!» setzt Pro Natura sich für den Schutz und die Wiederherstellung von Wanderkorridoren für Wildtiere ein.

© Pro Natura
Januar 2018
Mammuthüfte
Vor rund 100 Jahren stiessen Arbeiter beim Abbau von Schieferkohle zu Heizzwecken bei Engelprächtigen in der Gemeinde Ufhusen (LU) auf Überreste von urzeitlichen Tieren. Neben Knochen von Riesenhirsch, Rentier und Steppenbison fanden die Bergleute Schädeltrümmer, Zahnreste und Beckenteile eines Mammuts. Die aus 16 Bruchstücken zusammengesetzte rechte Hälfte des Mammutbeckens wurde vor kurzem einer umfassenden Restaurierung und Konservierung unterzogen. Im Zentrum ist die runde Gelenkpfanne sichtbar, in der beim lebenden Tier der Oberschenkelknochen ansetzte. Das Fundstück ist etwa 60'000 Jahre alt und stammt aus der letzten Eiszeit, als im Fundgebiet eine kalte Steppenlandschaft mit niedrigen Pflanzen existierte.
Frisch renoviert: Beckenfragment eines Mammuts mit Gelenkpfanne ©Natur-Museum Luzern
Dezember 2017
Der Kongo-Rosenkäfer (Pachnoda marginata)
Der Kongo-Rosenkäfer (Pachnoda marginata) gehört nicht zu unseren einheimischen Käfer aber er ist in europäischen Terrarien weit verbreitet. Ein Grund dafür liegt sicher in seinem schönen bunten Aussehen. Ausserdem, dank der einfachen Haltung und Züchtbarkeit in Terrarien, werden die Larven häufig als Lebendfutter für Reptilien benutzt. Wie der Name sagt ist dieser Käfer selbstverständlich in Kongo aber auch in anderen Gebieten von Zentral- und Westafrika beheimatet. Wie alle Rosenkäfer (Unterfamilie Cetoniinae), gehört auch er zu den Blatthornkäfern (Familie Scarabaeidae). Der Kongo-Rosenkäfer wird von Wissenschaftlern in neun Unterarten unterteilt, die dank der unterschiedlichen Färbung und Muster an der Oberseite relativ leicht unterschieden werden können. Die bekannteste Unterart (Pachnoda marginata peregrina) ist rotbraun mit einer gelblichen Umrandung um das Halsschild und mit braunen Flecken. Der Kongo-Rosenkäfer kann eine Länge von 20 bis 25 Millimetern erreichen und kann eine Entwicklungszeit von nur 11 Wochen haben (die Entwicklungszeit ist Temperaturabhängig). Erwachsene Käfer sind Tagaktiv und flugfähig. Sie ernähren sich von Früchten, Blütenblättern und Baumsäften. Männchen können in der Regel bis zu zwei und Weibchen bis zu fünf Monaten leben.
©Natur-Museum Luzern
November 2017
Ein Kobold des Waldes
Sie sehen hier drei Fruchtkörper des Rotrandigen Baumschwammes (Fomitopsis pinicola). Dieser häufig anzutreffende, konsolenförmige Pilz wächst an verschiedensten Baumarten. Das linke Exemplar liegt so da, wie es am Stamm gewachsen ist, also mit der Porenschicht nach unten, damit die Sporen ungehindert hinausfallen können. Das rechte Exemplar haben wir umgedreht, um die Poren zu zeigen. In der Mitte sehen Sie einen ganz seltsamen Kobold. Wie der wohl entstanden sein mag? Des Rätsels Lösung: Dieser Pilz wurde an einem umgefallenen Baum gefunden. Der mittlere, jetzt senkrechte Fruchtkörper war ganz normal waagrecht am lebenden Baum gewachsen, also mit der Porenschicht nach unten. Als der Baum umgefallen war, hat der Pilz die Porenschicht mit Deckgewebe verschlossen und anschliessend weitere kleine Fruchtkörper ausgebildet, alle wieder schön waagrecht.
©Natur-Museum Luzern/Kantonsarchäologie Luzern
Oktober 2017
Die Herbstzeitlose (Colchicum autumnale)
Die lila Blüten der Herbstzeitlosen sind die letzten Farbtupfer in wenig gedüngten und feuchten Spätherbstwiesen. Bereits im August kündigen sie - entsprechend ihrem Namen - den nahenden Herbst an und blühen bis in den Oktober. Blätter und Frucht erscheinen hingegen erst im Frühling bzw. Frühsommer, wenn die Blüte längst Vergangenheit ist. Die Art ist bei uns in der Schweiz eine der giftigsten einheimischen Pflanzen. Immer wieder gibt es sogar Todesfälle, weil Blätter von Bärlauch und Herbstzeitlose miteinander verwechselt werden. Der Pflanzenbeleg stammt aus dem Herbarium Lucernense, der Sammlung gepresster Pflanzen aus dem Kanton Luzern. Der Sammler, Dr. Hans Portmann, war Arzt im Entlebuch und passionierter Botaniker.
©Natur-Museum Luzern/Kantonsarchäologie Luzern
September 2017
Wertvolles Souvenir?
In den 1980er-Jahren brachten Touristen aus Marokko oft prächtig glitzernde Steine als Souvenir nach Hause. In einem Gesteinshohlraum aus Achat präsentiert sich eine Füllung aus metallisch glänzenden Bleiglanz-Würfelchen. Was zunächst hübsch aussieht, wirkt auf den zweiten Blick überraschend. Äusserst ungewöhnlich ist das Auftreten von Bleiglanz in solchen Geoden, und seltsam die teilweise stängelige Ausbildung. Bei näherer Betrachtung offenbaren sich die Bleiglanz-Würfelchen nicht als gewachsene Kristalle, sondern als mechanisch hergestellte, in den Hohlraum eingeklebte Spaltstücke. Und die Stängel sind mit Bleiglanz bepuderte Streichhölzer (!). Das als natürliche Bildung gekaufte Souvenir ist also keine wertvolle Erwerbung, sondern ein von Menschenhand geschaffenes Kunstprodukt - eine Fälschung …

Fälschung: Achatgeode mit Bleiglanz-Füllung (NML-Nr. 98-278)
August 2017
Die Gottesanbeterin (Mantis religiosa) - ein charismatisches Insekt, das Menschen seit jeher fasziniert
Die Gottesanbeterin ist nicht "nur" Objekt des Monats (August) im Natur-Museum Luzern, sondern ist das Insekt des Jahres 2017 für Deutschland, Österreich und die Schweiz. Die Gottesanbeterin stammt ursprünglich aus Afrika, ist aber auch in Europa und Asien verbreitet und wurde sogar nach Nordamerika eingeschleppt. Sie gehört zu der Insektenordnung Mantodea (Fangschrecken), die weltweit rund 2500 Arten umfasst. Die Weibchen können bis zu 75 mm lang werden, während die Männchen mit einer Länge bis zu 60 mm, deutlich kleiner sind. Die Grundfärbung variiert von zartgrün bis braun-schwarz. Von August bis Oktober produzieren die Weibchen mehrere Eigelege, die sogenannten Ootheken. Die Larven schlüpfen im April. Gottesanbeterinnen ernähren sich ausschließlich räuberisch. Insekten wie Heuschrecken, Bienen, Wespen, Fliegen, Schmetterlingen, Wanzen, Käfer oder Spinnentiere gehören auf ihre Speisekarte. Manchmal werden sogar auch kleine Wirbeltiere wie Eidechsen, Mäuse und Frösche von ihr gefangen und verzehrt. Die Gottesanbeterin wird in fast allen Roten Listen Deutschlands, Österreichs und der Schweiz als bedrohte Art geführt.

Die Gottesanbeterin (Mantis religiosa) - ein charismatisches Insekt, das Menschen seit jeher fasziniert, ©Natur-Museum Luzern
Juli 2017
Bernstein aus dem Ostseeraum
Im Frühling 1906 erwarb der damalige Konservator Dr. Hans Bachmann von Pastor Winkler aus dem Ostseebad Zopot mehrere Bernsteinstücke für die Museumssammlung. Dieses fossile Harz zeugt vom einstigen «Bernsteinwald» im heutigen Ostseeraum vor etwa 35 Millionen Jahren. Die von Nadel- und Laubbäumen abgesonderten Harze gerieten kurz nach ihrer Bildung in Ablagerungen unter Luftabschluss. und verfestigten sich über lange Zeit zu Bernstein. Oft wurden Insekten und andere Kleinlebewesen in den Harzen eingeschlossen, und ihre Form überdauerte bis heute. Bereits von Auge sind in den beiden Stücken Ameisen und Mücken erkennbar.

Bernstein aus dem Ostseeraum mit Einschlüssen (Objekte NML9011 & NML9025)
Juni 2017
Skalaride Form der Schwarzmündigen Schnirkelschnecke (Cepaea nemoralis L., 1758), eine seltene Gehäusemissbildung
Grundsätzlich ist das Verhältnis von Höhe zu Breite eines Schneckenhäuschens weitgehend spezifisch für eine bestimmte Schneckenart. So wird das Gehäuse einer Weinbergschnecke ungefähr ebenso breit, wie hoch, in einer Grössenordnung zwischen 30 und 50 mm. Es kommt jedoch bei bestimmten Schneckenarten eine seltene Form der Gehäusemissbildung vor, bei der das Gehäuse untypischerweise viel höher ist als im Normalfall. Ihre Windungen sind nicht so eng gewunden, wie bei normaltypischen Schnecken, sondern entlang der Schalenlängsachse gestreckt und gegeneinander treppenartig abgesetzt, so dass sich keine Naht zwischen den Windungen bildet. Diese Mutation manifestiert sich in einem hochaufgewundenen, turmförmigen statt kugeligem Häuschen. Diese abnorme Gehäuseform nennt man nach dem lateinischen Wort "scala" für Treppe eine skalaride Form. Es ist bis jetzt nicht bekannt, wie die skalaride Fehlbildung einer Schnecke entsteht. Während Geyer 1927 schrieb "durch eine von außen veranlasste Störung der Naht", so spricht viel dafür, dass es sich um eine genetische Fehlentwicklung handelt, aufgrund derer Mantel und Eingeweidesack nicht eng gewunden wachsen, sondern gestreckt und als Folge dessen auch das Gehäuse turmähnlich treppenartig gewunden wächst. Außer bei Weinbergschnecken und Schnirkelschnecken, kommt sie auch bei anderen Schneckenarten vor, selbst bei verschiedenen Meeresschneckenarten. Für die Schnecke stellt ihr fehlgeformtes Gehäuse kein gesundheitliches Problem dar, sie ist ebenso lebensfähig, wie eine normaltypische Schnecke.
Foto: Natur-Museum Luzern
Mai 2017
Der Zaunkönig, ein fleissiger Baumeister
Zaunkönig-Männchen bauen oval bis kugelförmig geschlossene Nester mit einem seitlichen Eingang; Größe und Baumaterial variieren je nach Standort. Das Kugelnest wird normalerweise aus Moos, trockenen Blättern, Farnwedeln, Stängeln und kleinen Ästen sowie Wurzeln gebaut. Das Männchen bildet durch feuchte Blätter zunächst Nestboden und Hinterwand und verstärkt das Ganze schließlich mit Halmen, Wurzeln und Ästen. Nachdem etwa eine Halbkugel gefertigt ist, baut es überwiegend mit feuchtem Moos weiter, bis die Kugel geschlossen ist. Manche Nester werden gänzlich nur aus Moos gefertigt. Das gezeigte Nest ist aus Hainbuchenblättern und Tannenästchen gebaut und wurde bei der Bushaltestelle Friedental im Winter in einer Hainbuche etwa 1m über dem Boden gefunden. Zaunkönig-Männchen bauen mehrere Nester im Rohbau, und lockt mit seinen Gesang Weibchen an. Wenn ein Weibchen sich für eines der Nester interessiert, polstert das Weibchen nach der Kopulation das Nest mit Moos, Wolle und Federn aus. Das vorliegende Nest ist ungepolstert und ist daher nicht für die Aufzucht verwendet worden.

Foto: Natur-Museum Luzern
April
2017
Weit gereister Wüstenstein
Der damals erste Geographielehrer der Kantonsschule Luzern, Prof. Dr. Josef Businger, brachte im Jahr 1910 mehrere Gesteine von einer Studienreise nach Nordafrika zurück. Besucht hatte er unter anderem die mit dem Zug erreichbare Ortschaft Béni Ounif an der Grenze zwischen Algerien und Marokko. Mehrere Kilogramm Wüstensteine fanden auf diese Weise per Bahn und Schiff ihren Weg nach Luzern und in die Geographie-Lektionen des jungen Lehrers. Die Kalksteine der Region zeigen netzartige Verwitterungsmuster auf ihrer Oberfläche, die durch Sandstürme entstanden sind.

Wüsten-Kalkstein mit Sanderosion (Objekt NML-Nr. 552/1971-2105)
März 2017
Märzenglöckchen (Leucojum vernum L.)
Wer kennt es nicht, das Märzenglöckchen: Es gehört zur den ersten Pflanzen, deren Blätter aus der Erde kommen, teilweise noch bevor der Schnee ganz weggeschmolzen ist. Diese Fähigkeit verdankt es den Nährstoffen, die in seiner Zwiebel gespeichert sind. Wenn die Tage länger werden und die Sonne Kraft bekommt, mobilisiert es diese Nährstoffe und beginnt zu wachsen und zu blühen. Die Art gehört zur Familie der Amaryllisgewächse und ist durch den Gehalt an verschiedenen Alkaloiden giftig. Die Zwiebel enthält dabei die höchste Konzentration an Giftstoffen. In der Schweiz ist das Märzenglöckchen vor allem als Zierpflanze aus Gärten bekannt. Es wächst aber auch wild auf feuchten Wiesen und in Auenwäldern. In der Hälfte der Schweizer Kantone ist es teilweise oder vollständig geschützt. Schon in vergangenen Jahrhunderten faszinierte es die botanischen Sammler. Der gut erhaltene, sorgfältig gepresste Beleg stammt aus dem Jahr 1852 und wurde vom Stadtschreiber Anton Schürmann (1832-1920) in Emmenbrücke gesammelt. Der Beleg ist Bestandteil des Herbarium Lucernense, das rund 26'000 Belege umfasst.
Foto: Natur-Museum Luzern
Februar 2017
Die Wasseramsel
Platsch! Eben stand der kleine braune Vogel mit dem weissen Latz noch auf einem Stein mitten im Fluss, nun hat er sich im Bruchteil einer Sekunde ins Wasser gestürzt und ist verschwunden. Unwillkürlich fragt man sich als Beobachter, was der Vogel wohl unter Wasser macht, und wann und wo er wieder auftaucht. Eines ist jedoch klar: Es muss sich um die Wasseramsel handeln, den einzigen Singvogel, der gerne taucht. Die Wasseramsel wurde von BirdLife Schweiz zum „Vogel des Jahres 2017“ gekürt. Sie ist der einzige Singvogel, der schwimmen und tauchen kann und scheut sich nicht, mitten durch einen Wasserfall zu fliegen. Ihr Lebensraum sind rasch fliessende, unverbaute Bäche und Flüsse mit störungsarmen Abschnitten. Sie ist somit ein perfekter Botschafter für die aktuelle BirdLife-Kampagne „Biodiversität im Siedlungsraum“, deren Schwerpunkt dieses Jahr die Gewässer sind.
Text: BirdLife Schweiz

Foto: BirdLife Schweiz
Januar 2017
Der Zitronenfalter (Gonepteryx rhamni) widersteht im Winter Frost und Schnee
Viele Schmetterlinge verbringen den Winter als Ei, Raupe oder Puppe, manchmal gut geschützt, manchmal auch völlig dem Wetter ausgesetzt. Manche Arten wie der Admiral oder der Distelfalter ziehen im Herbst wie Zugvögel in den Süden und kehren erst im Frühling wieder zurück. Manche, wie das Tagpfauenauge und der Kleine Fuchs, verkriechen sich als Falter in eine Gebäuderitze oder Felsspalte. Der Zitronenfalter überwintert als einziger erwachsener Tagfalter ungeschützt im Freien. Die Winterhärte erreicht er, indem er zunächst alles entbehrliche Wasser ausscheidet und so die Körperflüssigkeit konzentriert. Dann lagert er Frostschutzmittel ein, die den Gefrierpunkt weiter herabsetzen. Ohne dass sich in seinem Körper Eis bildet, kann der Zitronenfalter so Temperaturen bis zu -20 °C ertragen - vielleicht sogar noch tiefere, denn man weiss, dass er bis Sibirien als erwachsener Falter überwintert. Weil der Zitronenfalter frei im Geäst hängt, wird er als erster von der warmen Frühlingssonne geküsst. Bei mildem Wetter gaukelt er schon Ende Februar wieder durch die Gegend. Mitte April legen die Weibchen die ersten Eier auf Kreuzdorn und Faulbaum ab, und ab Ende Juni fliegen die Jungfalter von Blüte zu Blüte. Wenn sie ordentlich gefressen haben, fallen sie bis in den frühen Herbst in eine Sommerruhe. Vor dem Winter erwachen sie dann nochmals für kurze Zeit, fortpflanzen werden sich die jungen Zitronenfalter aber erst im nächsten Frühling. Winterliche wie sommerliche Ruhephase senken alle Lebensfunktionen auf ein Minimum. Wahrscheinlich leben Zitronenfalter deshalb aussergewöhnlich lange. Erwachsene Schmetterlinge werden als kurzlebige Wesen nämlich oft kaum älter als ein paar Wochen. Der Zitronenfalter dagegen überlebt mehr als ein ganzes Jahr, ein Rekord unter den einheimischen Schmetterlingen.

Foto: Natur-Museum Luzern
Dezember 2016
Schmerzhaftes «Stein-Ei»
Im Jahr 1895 schenkte ein Tierarztstudent aus Zürich dem damaligen Naturhistorischen Museum Luzern ein gut drei Kilogramm schweres «Ei» aus Stein. Es stammt aus dem Darm eines Pferdes und verursachte wohl schmerzhafte Koliken. Der Darmstein entstand höchstwahrscheinlich durch einseitige Fütterung des Tieres, denn häufiger Verzehr billiger Nebenprodukte aus der Mehlherstellung kann Darmsteine verursachen. Diese Beschwerden waren vor allem bei Pferden von Müllern und Bäckern unter der Bezeichnung «Müllerei-Pferde-Krankheit» bekannt. Das vorliegende «Stein-Ei» besteht aus dem Mineral Struvit aus der Mineralklasse der «Phosphate, Arsenate und Vanadate». Das Mineral enthält gleiche Teile von Ammonium, Magnesium und Phosphat und ist oft auch verantwortlich für Harnsteine bei anderen Haustieren oder beim Menschen.

Foto: Natur-Museum Luzern
November 2016
Die Asiatische Körbchenmuschel
Die Körbchenmuschel (Corbicula fluviatilis) ist ein neuer unwillkommener Einwanderer (Neozoa) in unseren Gewässern. Sie ist ein Zwitter, kann sich selbst befruchten und täglich mehrere hundert Larven produzieren.
Die bis 3 cm grosse olivgrüne bis braune Muschel stammt ursprünglich aus Südostasien und gelangte via die USA mit Frachtschiffen nach Europa. 1987 trat sie im Rhein erstmals bei Rotterdam auf.
Die Besiedlung der Schweiz erfolgte über Rheinfracht-Schiffe, welche die Muschellarven verschleppten, nach Basel, erste Nachweise gibt es von 1993.
Die Zentralschweiz wurde vermutlich durch Einschleppung der Larven durch Sportboote oder Wasservögel besiedelt, z. B. der Rotsee (erste Nachweise um 2006). Mittlerweile sind auch Funde aus der Ron, der Reuss und neu aus dem Vierwaldstättersee (Horwerbucht) bekannt geworden. Wie bei allen invasiven Neozoen liegt das Problem bei der raschen Vermehrung und der grossen Bestandesdichte: Körbchenmuscheln können im Sand- oder Kiesboden der Gewässer Dichten von mehreren zehntausend Tieren pro Quadratmeter erreichen. Das heisst, dass der Gewässerboden schliesslich mehrschichtig von Körbchenmuscheln überdeckt ist. Dabei sind nicht nur die lebenden Muscheln von Bedeutung, denn die leeren Schalen abgestorbener Muscheln bleiben jahrzehntelang liegen und bilden mit der Zeit mächtige Bänke. Ein ursprünglich feinkörniger Gewässerboden wird dadurch in ein grobkörniges Substrat aus lauter Muschelschalen umgewandelt. Tiere, die sich im feinen Schlamm eingraben wollen, finden hier keinen geeigneten Lebensraum mehr. Die Entwicklung der Körbchenmuschelbestände wird deshalb mit einiger Besorgnis verfolgt.
Nuklearer Störfall
Weil sie grosse Kolonien bildet, kann die Asiatische Körbchenmuschel zum Störfaktor werden. Wie vor Kurzem im Kernkraftwerk Leibstadt, wo Körbchenmuscheln die Kühlwasser-zufuhr stark beeinträchtigt haben. Nun müssen die Leitungen regelmässig gereinigt werden, was das Kraftwerk jährlich zusätzlich rund 50 000 Franken kostet.
© Natur-Museum Luzern
Oktober 2016
Das Mehlige Buckelschildchen (Peltula farinosa)
Das Mehlige Buckelschildchen (Peltula farinosa) ist eine 4 -14 mm kleine Flechte, die erst seit 1994 bekannt ist und bisher ausschliesslich als Bewohnerin von Halbwüsten- und Wüstengebieten galt. Im Oktober 2015 fand Dr. Karl Bürgi-Meyer im Südtessin am Steilhang über dem Lago Maggiore auf Fels einen Bestand von mehreren Hundert Individuen. Einige wenige bilden Fruchtkörper – eine selbst in den ursprünglichen Fundgebieten sehr seltene Erscheinung!
Die Flechte wurde von Burkhard Büdel 1990 erstmals in einem Wüstengebiet im Nordosten der Republik Südafrika gefunden und 1994 als eigenständige Flechtenart beschrieben. Weitere Fundmeldungen stammen aus Wüsten- und Halbwüstenregionen in Mexico, Namibia, Pakistan, im Südwesten von Nordamerika, auf Gran Canaria und in Portugal. Dass diese trockenheitsliebende Flechte aus Wüstengebieten nun ins niederschlagsreiche Tessin vorgerückt ist, verblüfft die Flechtenkundler. Die Funde aus dem Tessin sind weltweit die ersten veröffentlichten Belege dieser Flechtenart in einer humiden (feuchten) Klimazone. 2016 wurde die Flechte auch im Calancatal im südlichen Graubünden nachgewiesen. Die signifikante Klimaerwärmung der letzten Jahrzehnte im Süden der Schweiz könnte das Auftreten und Wachstum des Mehligen Buckelschildchens begünstigt haben.
Literatur: Bürgi-Meyer K. & Dietrich M. (2016): Ein weiterer Fund von Peltula farinosa Büdel auf dem europäischen Festland. Meylania 57: 35-44

Bildlegende: Mehliges Buckelschildchen (Peltula farinosa) auf Amphibolit-Felsen
Foto: © Karl Bürgi-Meyer
September 2016
Eine Laune der Natur − Baumnüsse mit dreigeteilter Schale
Baumnüsse − die Früchte des Waldnussbaums (Juglans regia) − sind beliebt und vielseitig verwendbar. Sie enthalten Vitamine, Kohlenhydrate, Mineralstoffe und Fette. Meist sind die Schalen und der Nusskern der Baumnüsse zweiteilig.
In der Literatur finden sich keine Erklärungen zu den abweichenden Schalen-Ausprägungen, ausser, dass es neben den zweiteiligen, ein-, drei und vierteilige Baumnussschalen gibt. Deshalb haben wir die Nüsse geknackt.
Herausgekommen ist folgendes:
(Präparate: René Heim, Bild: Peter Spettig, NML)
Linke Bildhälfte: «Norm-Nuss» mit zwei Kernhälften; Rechte Bildhälfte: «Dreiteilige Nuss».
Die Symmetrie des Fruchtkerns ist unklar. Nimmt man den Fruchtkern aus der Schale, so erkennt man unterschiedlich grosse Teile. Die Schale weist innen eine unsymmetrische Kammerung auf. Setzt man die Fruchtkernteile zurück, so erscheinen eine grosse, verwachsene Hauptfruchtkernhälfte und ein Kümmerling.
Quellen: Die Nüsse mir der dreiteiligen Schale stammen von Heinrich Bachmann, Kunstmaler und Galerist in Luzern und Aarau (www.heinrich-bachmann.ch).
Mehr zur Beurteilung von Baumnüssen findet man unter: http://www.fructus.ch/sorten/walnuesse/index.html
August 2016
Römische Grabbeigabe (Ende 1. Jh. n. Chr.)
Die beiden Pferdegespanne aus Terrakotta stammen aus einer Brandbestattung des römischen Friedhofs in Sursee, der zwischen dem 1. bis ins 4. Jahrhundert genutzt wurde. Im Gegensatz zu einzelnen Terrakottapferdchen, die relativ häufig in römischen Bestattungen vorkommen, sind Pferdegespanne extrem selten. Das kleinere Pferdegespann mit Pferdeführer wurde - im Gegensatz zum grösseren - zusammen mit der verstorbenen Person und weiteren Beigaben auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Dies ist an der Tonfarbe und dem Erhaltungszustand gut ersichtlich. Das grössere Pferdegespann wurde im Rahmen der Bestattungszeremonie erst am Schluss in das Grab gelegt. Pferde können als Symbol für die Reise ins Jenseits stehen. Entsprechende Darstellungen finden sich auf römischen Grabstelen und Sarkophagen.

Sammlung Kantonsarchäologie Luzern
Juli 2016
Eichhörnchen-Nest
Eichhörnchen-Nester werden auch Kobel genannt. Sie dienen den flinken Tieren sowohl im Winter als auch im Sommer als wetterfestes und windgeschütztes Zuhause. Dabei handelt es sich um hohlkugelförmige Bauten. Die Nester werden in hohlen Baumstämmen, an den Astgabeln von Baumkronen oder an abgehenden Ästen in der Nähe des Hauptstammes gebaut, normalerweise in Höhen über sechs Metern. Gerne nehmen Eichhörnchen auch verlassene Elstern- oder Habichtsnester an, die sie dann nach ihren Wünschen umgestalten. Im Unterschied zu Elsternester, die ähnlich aussehen, sind Eichhörnchenkobel immer blickdicht gebaut, während man bei Elsternnester teilweise durchblicken kann.
Der ausgewählte Kobel wurde nach einem Sturm am 7. Januar 2015 im Stechrainwald, Littauerberg, am Boden gefunden und zu uns gebracht. Die erstuntersuchende Museumspädagogin wurde dabei buchstäblich von hunderten ausgehungerten Flöhen angefallen und gestochen.
Der Durchmesser des Nestes beträgt etwa 30 bis 50 cm, während der Innendurchmesser bei 15 bis 20 cm liegt. Der Kobel wird aus Zweigen, Nadeln und Blättern errichtet, innen wird er mit Moosen, Blättern und Gras ausgepolstert. Er ist beinahe wasserdicht, durch die dicke Wandstärke bietet er im Winter einen guten Wärmeschutz. Die Kobel besitzen mindestens zwei Schlupflöcher, wobei eines davon immer nach unten weist, weil Eichhörnchen, anders als Vögel, von unten in ihre Behausung gehen. Der Bau eines Kobels dauert etwa drei bis fünf Tage. Da es recht häufig vorkommt, dass die Tiere wegen Parasitenbefall oder Störungen umziehen müssen, bauen sie zwei bis acht Nester und nutzen diese stets gleichzeitig. Dabei wird unterschieden zwischen Schlafkobeln für die Nacht und Schattenkobeln für Ruhephasen am Tage. Auch werden verlassene Höhlen von Spechten gern genutzt, ebenso verlassene Vogelnester als Fundament für den Kobel.

© Natur-Museum Luzern
Juni 2016
Schnecke mit Geschichte
In der Sammlung des Natur-Museums Luzern befindet sich seit Langem ein als Conus Aldrovandi Bro. von Lusitanien bezeichnetes Fossil. Dank detektivischem Gespür und genauem Hinsehen erhielt diese versteinerte Meeresschnecke eine genauere Geschichte. Anlässlich der aktuellen Sonderausstellung «Wie die Natur ins Museum kam - Vom Naturalienkabinett des Karl Nikolaus Lang (1670-1741) bis heute» konnte diese Versteinerung trotz unlesbar gewordener Objektnummer als rund 300 Jahre altes Sammlungsobjekt erkannt werden: Unter einer aufgeklebten Etikette sind noch Spuren der typischen, von Lang verwendeten roten Objektnummerierung erkennbar. Beim Vergleich mit den Abbildungen von Lang’s Sohn Beat Maria von 1738 war die Geschichte eindeutig - die rote Nummer war 1794 mit einer Etikette überklebt worden und im Lauf der Zeit ebenfalls unleserlich geworden. Irgendwann im ausgehenden 19. Jahr-hundert bestimmte dann der damalige Konservator Franz Joseph Kaufmann die Schnecke und schrieb die heute noch vorhandene Namensetikette. Anhand der darauf verzeichneten Nummer b.328 können wir sie noch dem Katalog von Karl Nikolaus Lang zuordnen: Er beschrieb die Schnecke einst als: „Cochlites longus spiris externe eleganter apparentibus…; Lusitanus“ - übrigens: Lusitanien ist eine ältere Bezeichnung für Portugal.

Im Jahre 1738 zeichnete Beat Maria Lang die fossile Meeresschnecke aus Portugal.
Mai 2016
Die Wasserspitzmaus (Neomys fodiens PENNANT 1771)
Tier des Jahres 2016
Die Wasserspitzmaus lebt an kleinen bis mittleren Wasserläufen und stehenden Gewässern in der ganzen Schweiz und erbeutet seine Nahrung häufig tauchend und schwimmend. Sie bedient sich eines reichen Unterwasserbuffets - Insektenlarven, Kleinkrebse, Schnecken, Muscheln und gelegentlich auch kleine Fische gehören zu ihrer Lieblingsnahrung. Mit echten Mäusen ist die Wasserspitzmaus trotz ihres Namens übrigens nicht näher verwandt. Während Mäuse zu den Nagetieren zählen und sich vorwiegend pflanzlich ernähren, stammen Spitzmäuse aus der Ordnung der Insektenfresser. Ihre nächsten Verwandten sind Maulwürfe und Igel. Das Tier mit dem schiefergrau-schwarzen Fell ist die grösste von elf einheimischen Spitzmausarten und misst ohne Schwanz sechs bis zehn Zentimeter und ist zehn bis zwanzig Gramm leicht. Jeden Tag frisst sie etwa so viel, wie sie wiegt. Zwölf Stunden täglich ist sie mit der Futtersuche beschäftigt. Natürliche Ufer mit dichtem Bewuchs, unterspülten Bereichen, Baumwurzeln oder Steinblöcken bieten dem scheuen Kleinsäuger überlebenswichtige Deckung vor seinen Feinden wie etwa der Schleiereule, dem Reiher, dem Wiesel oder dem Fuchs. Die lautlose Gefahr stellen laut Pro Natura die Verbauung von Gewässern und Pestizide in Wasser dar, die aus der landwirtschaftlichen Produktion in die Bäche gelangen. Wegen dieser Bedrohung des Lebensraums hat die Naturschutzorganisation die Wasserspitzmaus zum «Tier des Jahres 2016» erklärt.

© Pro Natura
April 2016
Der Diagonaal (Lateinisch Anguilla anguilla diagonalis LINNAEUS 1758)
Der Diagonaal (Lateinisch Anguilla anguilla diagonalis LINNAEUS 1758) ist eine nur regional vorkommende Unterart des Aals aus dem Vierwaldstättersee, der unverständlicherweise im Lauf der Evolution beschlossen hat, sich nicht stromlininenförmig zu verhalten. Trotz seiner angepassten Körperform stellt er sich quer bzw. genauer gesagt schräg zur Strömung und passt daher nur diagonal in die Ausstellungsvitrine.
Aale werden einen halben bis zwei Meter lang und haben 100 bis 119 Wirbel, die nur schwach entwickelte Fortsätze haben. Charakteristisch ist ihre langgestreckte, schlangenförmige Gestalt. Der Körper ist walzenförmig und im Querschnitt rund, erst im hinteren Drittel, nach dem Anus, flacht er seitlich ab. Die Seitenlinie auf Kopf und Körper ist vollständig entwickelt. Rücken-, Schwanz- und Afterflosse sind zu einem durchgehenden Flossensaum zusammengewachsen. Allen Aalen fehlen die Bauchflossen, die Brustflossen sind dagegen gut entwickelt. Der Aal ist ein katadromer Wanderfisch, der im Süsswasser lebt und zum Laichen das Meer aufsucht. Während Lachse und Meerforellen den Hauptteil ihres Lebens im Meerwasser verbringen und zum Laichen die Flüsse aufwärts ziehen, ist das bei den Aalen genau umgekehrt. Sie leben meist im Süsswasser und suchen oft tausende Kilometer von ihrem Heimatfluss entfernt liegende Laichplätze auf. Dabei war die Wanderung der Aale jahrhundertelang ein Rätsel. Sie tauchten plötzlich als Jungaale an den Mündungen der Flüsse auf und schwammen in die Oberläufe, verblieben dort und kehrten dann als ausgewachsene Tiere zurück zum Meer. Über langjährige Studien mit Akustik- und Funksendern konnten die Europäischen Aale jedoch schliesslich zu ihren Laichplätzen in der Sargassosee verfolgt werden. Hier laichen die Aale und verenden danach. Aus den Eiern schlüpfen blattförmige Larven, die sich mit der Strömung nach Osten treiben lassen und so die Küsten Europas erreichen und in die Flüsse eindringen. Amerikanische Aale laichen ausser in der Sargassosee auch im Nordpazifik, die zahlreichen Aalarten Südostasiens im Indo-Pazifik.
©Natur-Museum Luzern
März 2016
Frühlingsboten
Das Leberblümchen (Hepatica nobilis), aus der Familie der Hahnenfussgewächse, gehört bei uns zu den bekannten Frühblühern. Viele freuen sich über die blaulila Blüten, die den Frühling ankündigen. Die Pflanze wächst an lichten Stellen in Wäldern und an Waldrändern auf kalkhaltigem Boden. Die Pflanze ist in der Schweiz regional geschützt! Seinen Namen verdankt das Leberblümchen der Blattform. Früher wurde die Pflanze als Heilpflanze eingesetzt. Auf dem sorgfältig präparierten, gut erhaltenen Herbarbeleg des Luzerner Stadtschreibers Anton Schürmann von 1856 ist die Blütenfarbe verblasst. Deshalb ist daneben noch ein frisch gepresstes Exemplar zum Vergleich zu sehen. Der alte Beleg ist Bestandteil des Herbarium Lucernense, der Sammlung gepresster Pflanzen aus dem Kanton Luzern und angrenzender Gebiete.
Herbarbeleg von Anton Schürmann von 1856 aus dem Schachenwald bei Kriens, © Natur-Museum Luzern
Februar 2016
Asiatischer Marienkäfer
Der Asiatische Marienkäfer (Harmonia axyridis) stammt ursprünglich aus Nordostasien und wurde ab 1982 in Europa (aber nicht in der Schweiz) als biologisches Bekämpfungsmittel in Gewächshäusern eingeführt. Diese Art konnte aber sich in kurzer Zeit im Freiland ausbreiten und auch vermehren. Freilandfunde wurden sukzessiv in Deutschland, Belgien, Holland, Grossbritannien, Luxemburg, Nord-Frankreich und auch in Österreich und Südost-Frankreich gemeldet. In den USA gilt sie seit 1988 als etabliert und verbreitet sich immer mehr; sie wurde auch in Kanada, Brasilien und Argentinien gemeldet. In der Schweiz wurde sie erstmals in 2004, in Basel, im Freien gesichtet. Aus verschiedenen Gegenden in der Zentralschweiz sind im Herbst 2008 Massenansammlungen von Marienkäfern bekannt geworden. Die rund-ovalen und stark gewölbten Käfer sind 5-8 mm lang und variieren stark in ihrer Färbung. Orange gefärbte Käfer mit bis 19-21 Punkten sind am häufigsten, es gibt jedoch auch Käfer mit schwarzer Grundfärbung und orangefarbenen oder roten Punkten. Bei den orangefarbenen Exemplaren ist auf dem Halsschild von Hinten her ein grosses M zu erkennen. Die Larven und die Erwachsenen ernähren sich hauptsächlich von Blattläusen aber auch von anderen weichhäutigen Insekten (Schildläuse, Mottenschildläuse, Blattkäfer, Rüsselkäferlarven, Schmetterlingsraupen und auch Marienkäferlarven von anderen Arten), Milben, Pollen und Nektar. Einheimische Marienkäferarten, die ebenfalls eine grosse Bedeutung als Blattlausvertilger haben, werden vom Asiatischen Marienkäfer gefressen und zurückgedrängt. Manchmal kann sich der Asiatische Marienkäfer von Traubenbeeren ernähren. Bei Gefahr sondern sie eine gelbe, übel riechende Flüssigkeit ab. Wenn zu viele Käfer mit den Trauben gepresst werden, wird der Geschmack des Weins unangenehm verfälscht. Der Asiatische Marienkäfer ist jedoch überhaupt keine Gefahr für den Menschen und dank seiner Gefrässigkeit ist er als biologisches Bekämpfungsmittel besonders gut geeignet. Aber Asiatischen Marienkäfer verdrängen durch ihre starke Ausbreitung einheimische Marienkäfer-Arten und gefährden diese in ihrer Existenz. So, nicht alle Marienkäfer bringen Glück sondern manchmal auch neue Herausforderungen.
©Natur-Museum Luzern
Januar 2016
Vom Himmel gefallen …
Schätzungen zufolge fällt pro Jahr über 1000 Tonnen Gesteinsmaterial aus dem All auf unsere Erde, der grösste Teil davon in Form von Staub. Nur etwa 5 Mal jährlich werden solche Ereignisse weltweit beobachtet. Ob dann die Zeugen aus dem Weltraum auch gefunden werden, hängt von ihrer Grösse, Beschaffenheit, Aussehen und vom Ort ab. Oft werden diese Meteorite in Sand- oder Eiswüsten entdeckt, wo sich ihr Aussehen deutlich vom Umgebungsgestein unterscheidet. So stammt auch unser «Objekt des Monats» aus der Atacama-Wüste in Chile bei Vaca Muerta. Der so genannte Mesosiderit ist ein kleines Stück eines beim Eintritt in die Erdatmosphäre zersprengten Stein-Eisen-Meteorites von mindestens 3.8 Tonnen Gewicht. Es wurde im Jahr 1861 gefunden und wegen den glitzernden Metalleinschlüssen zunächst als Hinweis für ein (irdisches) Silbererzvorkommen gehalten.
©Natur-Museum Luzern
Dezember 2015
Augsburgerbär
Der Augsburgerbär (wissenschaftlich Pericallia matronula) ist kein Säugetier, sondern ein Nachtfalter aus der Familie "Bärenspinner" (Arctiidae), der zum ersten Mal in der Umgebung von Augsburg gefunden worden ist. Diese schöne, grosse Art ist nachtaktiv, weshalb nur wenigen Menschen das Glück gewährt wird, sie einmal irgendwo zu erblicken. Aber der Augsburgerbär ist in der Schweiz auch nur wenig verbreitet, so fehlt er z.B. in der Südtälern der Alpen, im Wallis und im Engadin sogar völlig. Die grosse, braune, stark behaarte Raupe, die sich mit verschiedenen krautigen Pflanzen ernährt, sieht wirklich wie ein kleines Bärchen aus. In der freien Natur dauert ihre Entwicklung normalerweise zwei Jahre lang, wobei sie zwei Winter unter Falllaub oder Erde irgendwie überleben muss. Natürlich gehen dabei etliche zugrunde, die kräftigsten bleiben aber am Leben und sorgen für die Erhaltung der Art. Die Verpuppung erfolgt im Frühjahr, und im Juni-Juli fliegen dann die Falter, die jedoch nach der Paarung und Eiablage nach wenigen Tagen oder Wochen sterben. In der Umgebung von Luzern war der Augsburgerbär auch früher schon bekannt, vor allem aus dem Gebiet Lopperberg und Bürgenberg, wo einige Schmetterlingsforscher gelegentlich Raupen gefunden haben. Obwohl in den letzten Jahrzehnten die Nachtfalter von zahlreichen Lebensräumen der Zentralschweiz im Rahmen von mehreren Forschungsprogrammen gründlich untersucht wurden, ist diese Art nur an wenigen Orten zum Vorschein gekommen. Dabei hat sie sich jedoch bei Gersau SZ oder Isleten UR sogar als ziemlich häufig entpuppt.

November 2015 (2)
Neue Vogelart entdeckt in Luzern!
Der Spar-Greif
Buteo spartanicus ssp. lucernensis
Am 1. November 2015 gelang Mitarbeitenden des Natur-Museums Luzern der Nachweis einer für Luzern neuen Vogelart. Es handelt sich um einen Greifvogel aus der Familie der Habichtartigen. Der Spar-Greif wurde in den letzten Jahren in der Zentralschweiz immer wieder gesichtet, konnte jedoch bis anhin nicht ausreichend beschrieben werden.
Als Jäger an der Spitze der Nahrungskette reagiert der Spar-Greif besonders empfindlich auf sich ändernde Umweltbedingungen. Schon ein 6%iger Rückgang des Nahrungsangebots hat zur Folge, dass der Spar-Greif Deformationen aufweist und sich nicht mehr um sich und seine Nachkommen kümmern kann. Mit anderen Worten: Kaum entdeckt, schon gefährdet!
Dazu die Erstbeschreiber:
Auch wir sind «die Verwaltung». Auch das Natur-Museum Luzern ist von den Sparmassnahmen betroffen und muss Leistungsabbau durchführen.

©Natur-Museum Luzern
November 2015
Silberdistel aus dem Herbarium Lucernense
Die Silberdistel (Carlina acaulis) ist allen Herbstwanderern wohl bekannt. Sie gehört zur Familie der Korbblütler und blüht im Spätsommer/Herbst auf mageren Bergwiesen und -weiden. Die Blütenblätter sind sehr robust und lange haltbar. Deshalb kann man die Blüten bis zum ersten Schnee sehen. Das besonders schöne Exemplar stammt aus dem "Herbarium Lucernense". Es wurde vor gut 150 Jahren von Jakob Robert Steiger gepresst und hat bis jetzt nichts von seiner Schönheit verloren. Der Beleg zeigt, dass Pflanzen, die gut getrocknet und sorgfältig gepresst wurden, Hunderte von Jahren erhalten bleiben. Sie dienen als Grundlage für die wissenschaftliche, botanische Forschung. Jakob Robert Steiger, Arzt und Politiker, schrieb 1860 die erste "Flora des Kantons Luzern, der Rigi und des Pilatus". Die 1985 von der Naturforschenden Gesellschaft Luzern (NGL) herausgebrachte "Flora des Kantons Luzern" konnte damit auf eine fundierte Grundlage zurückgreifen. Das Steigersche Herbarium wurde 1862 dem Natur-Museum übergeben und ist Bestandteil des "Herbarium Lucernense", der Sammlung von gepressten Pflanzen aus dem Kanton Luzern.

©Natur-Museum Luzern
Oktober 2015
Alles Quarz …
Das wohl bekannteste Mineral - der «Kristall der Kristalle» - kommt in unterschiedlichen Ausprägungen, Formen und Farben vor. Es bildet die Grundsubstanz von vielen «schmucken» Steinen, vom glasklaren Bergkristall zum geschwärzten Rauchquarz bis zum violetten Amethyst oder den bunten Achaten und Opal. Der frühere ehrenamtliche Konservator Rudolf Rykart (1920-2010) sammelte die Vielfalt des Quarzes und ergänzte die Mineralogische Sammlung des Natur-Museums Luzern um aussergewöhnliche und besondere Fundstücke. Viele Objekte aus dieser Spezialsammlung dienten Rudolf Rykart als Vorlage für die Beschreibung in seinem Gesamtwerk über den Quarz. Diese «Quarz-Monographie» ist bis heute eine der vollständigsten Zusammenfassungen der Eigenheiten des «Parademinerals» der Alpen.

Quarz der Wahl (v.l.n.r): Amethyst auf Chalcedon, Brasilien; Bergkristall, Camperio (TI); Achat in sternförmigem Schrumpfungsraum, Polen; Milchopal in Mandelraum, Türkei; Rauchquarz in Glimmerschiefer, Val Medel (GR)
©Natur-Museum Luzern
August und September 2015
Ein alpiner Moosbecherling (Lamprospora lutzina Boudier)
Im August 2010 waren Kilian Mühlebach vom Natur-Museum Luzern und Ueli Graf von der Mykologischen Gesellschaft Luzern am Oberalppass unterwegs, um bestimmte Schlauchpilze zu suchen. Beim Absuchen einer Quellflur leuchteten orangerote Fruchtkörperchen aus dem Moos. Sie gehörten zum Lutzchen Moosbecherling (Lamprospora lutzina), der bisher in der Schweiz noch nicht nachgewiesen werden konnte - ein Erstfund für die Schweiz also.
Die Moosbecherlinge sind Pilze aus der Familie der Pyronemataceae Feuerkissenverwandte. Das besondere Merkmal dieser echten Schlauchpilze ist der Mechanismus der Öffnung des Schlauches. Das Schlauchende öffnet sich mit einem Deckelchen und gibt so den Weg frei für den Auswurf der Sporen. Zu den Moosbecherlingen gehören die drei Gattungen Lamprospora, Neotiella und Octospora. Alle Arten dieser Gattungen leben mit Moosen zusammen, die meisten als Parasiten. Parasitismus ist ein ausgeklügeltes Gleichgewicht in der Natur. Wenn ein Parasit alle Induvidien einer Art umbringt, gräbt er sich sein Grab selbst. Oft besteht die Bindung nur zu einer einzigen Moosart. So ist die hier vorgestellte Art nur mit dem Quellmoos Philonotis fontana vergesellschaftet. Obwohl dieses Moos im ganzen Alpenraum verbreitet vorkommt, vereinzelt sogar in der kollinen Stufe, sind nur ganz wenige Funde von Lamprospora lutziana bekannt. Die bisherigen Funde vor allem aus dem Norden Europas deuten auf eine arktisch-alpine Verbreitung. Nach den vorliegenden Funden scheint Lamprospora lutziana selten zu sein, obwohl es eine auffallende Art ist. Die Fruchtkörper wachsen gedrängt an der Oberfläche des Mooses und fallen mit der roten Farbe sofort auf. Zudem ist das Moos im Bereich des Pilzes abgestorben.
Fundort: Andermatt, Oberalppass auf einer Quellflur in Polstern des Quellmooses Philonotis fontana. Herbarbeleg im Natur-Museum Luzern, 2208-10 KM 1.
Juli 2015
Einzigartige Fossilien vom Pilatus
Vor fast 150 Jahren beschrieb der damalige Konservator des Naturalienkabinettes Luzern, Professor Franz Joseph Kaufmann, als einer der Ersten 1867 die geologischen Verhältnisse am Pilatus. In Band 5 der «Beiträge zur Geologischen Karte der Schweiz» erklärte er den damals bekannten Forschungsstand über die am Luzerner Hausberg vorkommenden Gesteinsschichten und deren Fossilinhalt. Unter den gefundenen Versteinerungen befanden sich auch Brachiopoden aus der Unteren Kreidezeit. Anhand von heute noch lebenden Vertretern dieser muschelartigen Weichtiere weiss man, dass diese so genannten Armfüsser meist fest verankert auf dem Meeresboden lebten und sich in wenig bewegtem Wasser von darin schwebenden Nahrungsteilchen ernährten. Die am Pilatus gefundenen Fossilien und Gesteine zeugen demnach von einer Zeit vor rund 130 Millionen Jahren, als der Untergrund der Zentralschweiz noch zu einem ausgedehnten Meer gehörte. Bereits 1864 hatte Isidor Bachmann entdeckt, dass gewisse Brachiopoden-Arten vom Pilatus der Forschung unbekannt waren und gab ihnen neue, wissenschaftliche Namen. Die hier gezeigten Tropeothyris pilati (Bachmann 1864) gehören zu den Erstfunden der neuen Brachiopoden-Art, die von Franz Joseph Kaufmann in seiner Publikation 1867 erwähnt wurden. Ein Stück davon könnte sogar das Referenzexemplar (Holotyp) der damals neuen Art sein.
Die in den 1860er-Jahren gefundenen Brachiopoden-Fossilien verdanken ihren wissenschaftlichen Namen Tropeothyris pilati (Bachmann 1864) ihrer Einzigartigkeit am Pilatus.
© Natur-Museum Luzern
Juni 2015
Eurasischer Fischotter − Lutra lutra (L. 1758)
Der Fischotter ist ein an das Wasserleben angepasster Marder, der zu den besten Schwimmern unter den Landraubtieren zählt. Er kommt in fast ganz Europa vor und wird einschliesslich Schwanz maximal 130 Zentimeter lang.
Das ausgestellte Tier ist ein gut einjähriges Männchen aus dem Tierpark Langenberg, das im September 2010 bei Rivalenkämpfen im Gehege verletzt wurde und eingeschläfert werden musste.
Präpariert von Philipp Bauer, Wetzikon, Ankauf des Präparates 2015.
Copyrigth: Natur-Museum Luzern
Mai 2015
Der Haussperling, Vogel des Jahres 2015 des SVS/BirdLife Schweiz
Der Haussperling ist ein typischer Kulturfolger. Aufgrund seiner Nähe zum Menschen ist er ein gutes Abbild der Art und Weise, wie wir mit unserer Natur umgehen. Selbst der anpassungsfähige Hausspatz – wie der Haussperling auch genannt wird – ist in gewissen Gebieten der Schweiz um über 40 % in seinen Beständen zurückgegangen. Es fehlt ihm zunehmend an geeigneten Nistplätzen und an Insektennahrung für die Aufzucht der Jungen.
Mehr unter:
http://bit.ly/1Knx36Y

Copyright: Mathias Schäf
April 2015
Silbergrüner Bläuling
Die Bläulinge (Lycaenidae) sind eine Familie der Tagfalter, wobei viele dieser Arten als Falter blaue Farbe aufweisen, vor allem die Männchen. Etliche Arten sind aber auch braun, besonders viele Weibchen, und die roten Feuerfalter gehören wissenschaftlich ebenfalls zu dieser Familie.
Der Silbergrüne Bläuling (Polyommatus coridon) ist in der Schweiz ein von den ca. 57 Vertretern der Familie Lycaenidae. Die Oberseite des Männchens ist silbrig leuchtend grünlich blau, das Weibchen ist aber meistens braun mit orangen Randflecken auf den Flügeln. Die Unterseite ist dagegen wie bei den meisten Bläulingen mit kleinen, schwarz gekernten, weissen Augenfleckchen versehen.
Diese Art lebt vor allem auf blütenreichen Magerwiesen, besonders gern an Berghängen, wo sie sogar bis über 2000 m anzutreffen ist. Die Raupe frisst an Kronwicke (Coronilla) und an Tragant (Astragalus). Der Silbergrüne Bläuling ist in der Schweiz sehr weit verbreitet, wo überhaupt noch natürliche Blumenwiesen existieren. Leider gibt es solche immer weniger, weil Mahd, Beweidung, Überdüngung oder Überbauung in den letzten Jahrzehnten viele Wiesen für die Art negativ verändert haben. Vor 100 Jahren war coridon eine der häufigsten Tagfalterarten der Schweiz. Heute ist sie aus dem Mittelland beinahe ganz verschwunden, aber auch im Jura und in den Voralpen selten geworden. Im Alpengebiet ist coridon jedoch mancherorts auch heute noch häufig.
Der Silbergrüne Bläuling ist das Insekt des Jahres 2015 für Deutschland, Österreich und die Schweiz.

Weibchen des Silbergrünen Bläulings © Natur-Museum Luzern
März 2015
Der Riese von Reiden - wiederentdeckt!
Im Februar 2013 thematisierten wir in dieser Rubrik den im Jahr 1577 in Reiden entdeckten Mammutfund und das einzige davon im Natur-Museum Luzern erhaltene Knochenbruchstück. Dieser Knochen war bis vor kurzem der alleinige kulturgeschichtliche Nachweis für den ersten Mammutfund in der Schweiz und für eine historische Besonderheit - den «Riesen von Reiden».
Wie bereits erwähnt, korrigierte der Göttinger Professor Johann Friedrich Blumenbach auf seiner Schweizerreise im Jahr 1783 das Bild von dem kräftestrotzenden Riesen: In seiner Publikation beschrieb Blumenbach die Überreste des Skeletts als «Elefantenknochen». Er erwähnte auch, dass der Fund mehrere Stücke umfasste und er «einige davon» für Vergleichszwecke erhielt. Wo waren aber all die übrigen Knochen des Riesen verblieben? Das Schicksal des «Riesen von Reiden» beschäftigte auch Adelheid Aregger, Journalistin und Präsidentin des Vereins Kultur und Kontakte in der Kommende. Zusammen mit ihrem Ehemann machte sie sich auf die Suche nach den verschollenen Knochen. Was lag da näher, als im Geowissenschaftlichen Institut der Universität Göttingen nachzufragen, wo die Hinterlassenschaft von Johann Friedrich Blumenbach aufbewahrt wird? Tatsächlich zeigte man dem Ehepaar Aregger einige Mammutknochen, von denen man weder die Herkunft noch die Geschichte kannte. Eine vergleichende Isotopenanalyse brachte 2014 schliesslich Gewissheit: In der Sammlung der Universität Göttingen liegen heute noch zwei Mammutknochen, die nach Zusammensetzung und Aussehen sehr gut zum in Luzern verbliebenen Knochenstück des «Riesen von Reiden» passen. Offensichtlich waren sie nach dem Vergleich bei Johann Friedrich Blumenbach verblieben. So sind heute vom historisch ältesten Mammutfund der Schweiz neu noch drei Knochen erhalten!
Der Mammut-Knochen des Natur-Museums
© Natur-Museum Luzern
Februar 2015
Remm's Graseule
Die Graseulen sind keine Vögel, sondern Nachtfalter aus der Familie der Eulenfalter (Noctuidae). Remm war ein estnischer Insektenforscher, auf seine Ehre hat diese Graseulenart ihren Namen erhalten. Ihr wissenschaftlicher Name lautet "Mesapamea remmi". Die Raupen der vielen verschiedenen Graseulen fressen, wie auch der Name dies verrät, an verschiedenen Gräsern. Manche von denen können an Getreide gelegentlich sogar schädlich werden. Die Raupen überwintern unterirdisch, und die Falter fliegen dann vor allem in den Sommermonaten. Sie sind nachtaktiv, können aber mit Licht angelockt werden. Die Arten der kleinen Gruppe (Gattung) "Mesapamea" sind einander sehr ähnlich, wir können sie nur nach dem Auspräparieren der Paarungsorgane unterscheiden. In Europa haben wir früher nur eine einzige Art (Mesapamea secalis) gekannt, bis Professor Remm im Jahr 1983 auch eine zweite entdeckt hat, die bis dann einfach übersehen bzw. für secalis gehalten worden ist. Er hat der neuentdeckten Art den Namen "Mesapamae secalella" gegeben. Bei weiteren Untersuchungen im Natur-Museum Luzern stellte es sich heraus, dass in dieser Gruppe auch noch eine dritte Art existiert, die im Jahr 1985 beschrieben wurde und den Namen "Mesapamea remmi" erhalten hat. Sie scheint ziemlich selten zu sein, bis heute sind jedoch aus mehreren Ländern Europas schon weit über 100 Exemplare bekannt geworden, die meisten davon (64) aus der Schweiz. Dieses ausgestellte Exemplar wurde bei Isleten im Kanton Uri gefunden.
©Natur-Museum Luzern
Januar 2015
Perowskit lässt Forscher träumen
Ein eher unscheinbares Mineral in der Geologischen Sammlung des Natur-Museum Luzern - der Perowskit - rückte im vergangenen Sommer unerwartet ins Interesse einer breiteren Öffentlichkeit. Vor mehr als 170 Jahren beschrieb der deutsche Mineraloge Gustav Rose 1839 erstmals das bis dahin unbekannte Mineral, welches er in einer Gesteinsprobe aus dem Ural entdeckt hatte. Der Perowskit ist ein relativ häufiges Mineral aus der Mineralklasse der „Oxide und Hydroxide“ mit der chemischen Zusammensetzung CaTiO3. Chemisch gesehen handelt es sich um ein Calcium-Titan-Oxid beziehungsweise Calciumtitanat, also eine Verbindung aus der Gruppe der Titanate. Es besitzt meist eine würfel- oder oktaederähnliche Form und eine metallisch wirkende schwarze bis rotbraune Oberfläche. Bereits Mitte der 1980er Jahre erreichte der Perowskit hohe wissenschaftliche Bedeutung bei der Entdeckung neuartiger keramischer Supraleiter. In diesen Tagen nun richtet sich das Augenmerk der Forschung erneut auf den kleinen Winzling. Vor rund 6 Jahren starteten die ersten Versuche, den Perowskit als Grundstoff zur Herstellung von Solarzellen heranzuziehen. Die anfänglichen Ergebnisse waren noch sehr bescheiden; 2009 erreichten Solarzellen auf der Basis von Perowskit gerade mal einen Wirkungsgrad von nicht einmal 4% und gaben nach wenigen Minuten ihren Geist auf. Aber bereits Anfang 2014 meldete die Wissenschaft, dass auf Perowskit basierende Solarzellen rund 18% der einfallenden Sonnenenergie nutzen konnten. Eine solche Leistungssteigerung in weniger als fünf Jahren brachte die Forschergemeinde im Sommer 2014 zum Träumen. Denn im Gegensatz zum üblicherweise verwendeten teuren Silizium, würde die Herstellung von Solarzellen auf der Basis von Perowskit nur noch einen Bruchteil kosten.
Beleg 4262: Perowskit, ein Mineral das Solarzellenforscher träumen lässt. Hier ein vor etwa 100 Jahren erworbenes Belegexemplar aus der Sammlung des Natur-Museum Luzern.
©Natur-Museum Luzern
Dezember 2014
Muff's Dickmaulrüssler
Gleich vier neue Käferarten für die Wissenschaft wurden aus den Alpen beschrieben, drei davon auch aus den Schweizer Alpen. Dies im Sonderband „Insecta alpina“ der wissenschaftlichen Zeitschrift Contributions to Natural History (http://www.nmbe.ch/publikationen-2003-2014). Die Entdeckungen wurden von Wissenschaftlern des Naturhistorischen Museums der Burgergemeinde Bern, der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften und des Natur-Museums Luzern gemacht und nun veröffentlicht. Bei den neuen Arten handelt es sich um klein- bis kleinsträumig verbreitete Endemiten des Alpenbogens. Eine dieser neuen Arten ist Muff's Dickmaulrüssler (Otiorhynchus muffi) aus dem Graubünden. Ein Paratypus dieser neuen Art ist in den entomologischen Sammlungen im Natur-Museum Luzern hinterlegt. Entdeckt wurde Muff's Dickmaulrüssler beim Bestimmen von Sammlungsbelegen aus verschiedenen Museen. Dabei konnte festgestellt werden, dass sich unter dem Namen Otiorhynchus subcostatus, welcher im Jahr 1866 von Gustav Stierlin aus Schaffhausen beschrieben worden war, eine weitere bis heute nicht erkannte Art versteckt hat. Diese konnte dank der Überprüfung der Typus-Exemplare der Stierlin'schen Art und der Festlegung eines Lectotypus nun beschrieben werden; benannt nach dem Biologen Patrick Muff, welcher die Art vor einigen Jahren auf der Alp Flix im Graubünden in grösserer Zahl gesammelt hatte. In einer Praktikumsarbeit wurde Muff's Dickmaulrüssler von Olena Domschke (Abteilung Illustration Nonfiktion, Hochschule Luzern) wissenschaftlich illustriert. Die Gattung der Dickmaulrüssler (Otiorhynchus) lässt Gartenbesitzer stets erschaudern, fressen doch Larven und Käfer viele beliebte Pflanzen an - und auf! Dass jedoch auch viele kleinverbreitete Gebirgsarten darunter sind, welche nie in den Gärten auftauchen werden, und sogar neue Arten bei uns in den Alpen
zu entdecken sind, ist weniger bekannt.
 
Habitus und Genitalstrukturen von Muff's Dickmaulrüssler (Otiorhynchus muffi)
© Olena Domschke
November 2014
Die Kragentrappe bei Malters
Am 18. November 1916 wurde auf den Wiesen zwischen Malters und Littau in der Nähe der Emme ein prächtiger, grosser Vogel gesichtet - und kurz darauf mit der Flinte geschossen. Der passionierte Luzerner Vogelkundler und Arzt Dr. Julius Troller berichtete im Ornithologischen Beobachter (1917, 14: 92), dass ihm dieser Vogel beim Präparator als Zwergtrappe zum Kauf angeboten wurde. Die vermeintliche Zwergtrappe entpuppte sich bei eingehender Prüfung aber als Kragentrappe (Chlamydotis undulata ssp. macqueenii), und zwar als prächtiges Männchen im schönsten Federschmuck. Herr Troller erwarb das Präparat kurzerhand für seine Sammlung. Die Kragentrappe wurde später mit den anderen Sammlungsstücken von J. Troller im Gletschergarten deponiert und gelangte 1988 in die wissenschaftliche Wirbeltiersammlung des Natur-Museums Luzern, wo sie bis heute aufbewahrt wird. In der Zwischenzeit wurde die Systematik der Kragentrappen überarbeitet und die Unterart C. u. macqueenii wurde in den Artstatus erhoben. Aus der bei Malters auf einer Wiese geschossenen Kragentrappe wurde nun eine Steppenkragentrappe (Chlamydotis macqueenii). Steppenkragentrappen sind Zugvögel, die von Ägypten bis zur Mongolei brüten und den Winter zwischen dem Persischen Golf und Pakistan verbringen. Aus der Schweiz liegen bis jetzt nur gerade drei anerkannte Nachweise von Steppenkragentrappen vor - einer davon ist dieses prächtige Männchen, das vor knapp hundert Jahren bei Malters geschossen wurde.
Die Steppenkragentrappe in der Wirbeltiersammlung des Natur-Museums Luzern.
© Natur-Museum Luzern
Oktober 2014
Orientalischer Mauerspinnentöter
Der Orientalische Mauerspinnentöter (auch als Orientalische Mauer- oder Mörtelwespe bekannt), Sceliphron curvatum, ist eine Grabwespe (Sphecidae). Die Art stammt aus Indien und Nepal und wurde in Europa erstmals in der Steiermark (Österreich) beobachtet. In der Schweiz ist sie im Sommer 1998 in Liestal (Baselland) erstmals gefunden worden. In Europa kommen weitere Arten derselben Gattung vor.
Der Orientalische Mauerspinnentöter könnte durch seine ähnliche Lebensweise die einheimischen Arten konkurrenzieren. Das auffälligste Spuren des Mauerspinnentöters sind seine aus Lehm gemauerten Brut-Tönnchen. Diese werden von den Wespen gebaut, mit gelähmten Spinnen gefüllt, mit einem Ei beschickt und wieder verschlossen. Die gelähmten Spinnen dienen den Larven als Frischnahrung. Die Brut-Tönnchen werden an den unmöglichsten Orten angebaut wie beispielsweise: Hemdkragen, Vorhänge (mehrfach!), Fensterrahmen, zwischen den Seiten eines Buches oder Vorfensterkissen. Vielfach werden die Tönnchen in Innenräumen gebaut und dies in kürzester Zeit. So berichteten Anrufer/-innen von maximal zwei Stunden Lüftungsdauer. Danach wurde das Fenster geschlossen und der Zugang für die Wespe war versperrt.
Die Anfrage zu gefundenen Brut-Tönnchen taucht jedes Jahr wieder in der Insektenbestimmung am Natur-Museum Luzern auf. Die Wespe selber wird allerdings weniger beobachtet.
Standort: Entomologische Sammlung Natur-Museum Luzern
©Vreni Kronenberg
September 2014
Muschelbänke versus Autobahn
Beim Bau des Reussporttunnels (1966-1974) für die Autobahn N2 wurden mehrere schräg geschichtete Gesteinslagen mit Muschelbänken durchfahren, so dass unzählige Einzel-Muscheln zum Vorschein kamen. Diese Muscheln waren vor rund 20 Millionen Jahren in einem tropischen Flachmeer abgelagert worden, welches in der so genannten Oberen Meeresmolasse (OMM) das Alpenvorland bedeckte. Sturmereignisse hatten zur Anhäufung der Muscheln in stattlichen Muschelhaufen bzw. -bänken geführt. Diese markanten Muschelbänke lassen sich heute im Fels zwischen Luzern und Ebikon relativ genau verfolgen, z.B. von der Fluhmühle über das Kantonsspital und entlang der Luzernerstrasse durch Ebikon bis zum Längenbold bei Root. Sie werden immer wieder bei Bauarbeiten aufgeschlossen. Solche Muschelfundstellen sind neben dem Reussporttunnel, das Kantonsspital, die Kleiderfabrik Rotsee, die Schachenweid, Schindler Ebikon oder die Überbauung Schmiedhof an der Luzernerstrasse. Josef Schnelli hat zwischen 1969 und 1973 zahlreiche schön erhaltene Einzelmuscheln gesammelt und dem Natur-Museum Luzern 1976 geschenkt. Die geologische Sammlung im Natur-Museum wird durch grosse Bruchstücke von Muschelbänken, die bei verschiedenen Bauarbeiten gesammelt wurden, ergänzt. In der Dauerausstellung Erdwissenschaften im 1. Stock sind verschiedene Einzelmuscheln und Muschelbank-Stücke zu sehen. Sie sind mit «Cardium commune», dem wissenschaftlichen Namen der Herzmuschel, angeschrieben. Die meisten ausgestellten Fundstücke stammen vom Reussporttunnel.
Schachtel mit Herz-Muscheln, die beim Bau des Reussporttunnels zum Vorschein kamen. Gesammelt von Josef Schnelli, aufbewahrt in der erdwissenschaftlichen Sammlung des Natur-Museums Luzern.
©Natur-Museum Luzern
August 2014
Die letzten ihrer Art: Paradiessittiche
Die beiden präparierten Vögel gehören zu den wertvollsten der gesamten Wirbeltiersammlung, lebende Exemplare ihrer Art gibt es keine mehr. Die Anzahl Präparate, welche in Museen weltweit sorgfältig aufbewahrt werden, lassen sich an zwei Händen abzählen. Aber alles schön der Reihe nach: Die zwei präparierten Paradiessittiche (Psephotus pulcherrimus) sitzen auf einem Ast in einem Plexiglaskasten, das Männchen besitzt ein leuchtend farbiges Gefieder, das Weibchen ist unauffälliger gefärbt. Das natürliche Verbreitungsgebiet des Paradiessittichs war klein und auf Ost-Australien beschränkt. Er lebte in Savannen und offenem Buschland und ernährte sich vor allem von Grassamen. Für die Aufzucht der Jungen baute der Paradiessittich spezielle Nesthöhlen in Termitenhügeln. Die letzte gesicherte Beobachtung von Paradiessittichen wurde Ende 1920er Jahre gemacht. Alle später gesichteten vermeintlichen Paradiessittiche entpuppten sich leider als andere, auf den ersten Blick ähnlich aussehende Arten, aber nicht als «wirkliche» Paradiessittiche. Die IUCN (International Union for Conservation of Nature) führt den Paradiessittich deshalb auf der Liste der ausgestorbenen Arten. Sein Aussterben wird mit verschiedensten Faktoren in Verbindung gebracht, wichtig waren u.a. Dürrezeiten und Überbeweidung, die zur Folge hatten, dass für den Grassamen pickenden Paradiessittich massiv weniger Futter zur Verfügung stand. Aber auch der Raub von Paradiessittich-Eiern, das Abholzen von Eukalyptus-Wäldern und die Einführung von nicht-einheimischen Arten dürften eine Rolle gespielt haben. Alles, was heute von dieser prächtigen Art übrig geblieben ist, sind neben ein paar alten Fotos und Berichten rund ein Dutzend präparierte Tiere in Museen auf der ganzen Welt. Unser wertvolles Paradiessittich-Pärchen gehört dazu. Wie dieses Pärchen den Weg ausgerechnet ins Natur-Museum Luzern gefunden hat verliert sich aber im Dunkeln der Geschichte und kann heute nicht mehr rekonstruiert werden.
Das Paradiessittich-Pärchen in der Wirbeltiersammlung des Natur-Museums Luzern.
©Natur-Museum Luzern
Juli 2014
Styx-Binse - ein Kleinod des Kantons Luzern
Die Styx-Binse (Juncus stygius) ist - so unscheinbar sie aussieht - eine Pflanze von Bedeutung für den Artenschutz im Kanton Luzern und der gesamten Schweiz. Die Moorpflanze gehört zur Familie der Binsengewächse. Sie wächst auf offenen, nährstoffarmen schlammig-torfigen Böden. Da man sie explizit suchen muss, um sie zu sehen, kennen sie vor allem Botaniker/innen. Nun ja, kann man da denken, was interessiert mich so ein kümmerliches Sauergras? Die Styx-Binse ist ein eiszeitliches Relikt und ein Zeugnis der wechselvollen Landschaftsgeschichte der letzten Jahrtausende. Während der Eiszeiten - die letzte ging vor ca. 10'000 Jahren zu Ende - war sie in der Schweiz in Moorgebieten verbreitet. Heute dagegen ist sie nur noch von zwei Fundorten im Kanton Luzern südwestlich von Sörenberg bekannt, da durch Entwässerung, Torfabbau sowie das Aufstauen des Sihlsees die übrigen Fundorte verschwunden sind. Die Art gilt in der Schweiz als vom Aussterben bedroht. Da die Styx-Binse ausser in Schweden und Finnland global sehr selten geworden ist, hat die Schweiz auch international eine grosse Verantwortung dafür, die letzten Lebensräume dieser Art zu erhalten. Im Kanton Luzern werden die Lebensbedingungen und die Populationsentwicklung der Styx-Binse vom kantonalen Naturschutz in einem Dauerbeobachtungsprojekt überwacht. Herbarien sind Archive des Lebens. In den Herbarien Lucernense und Generale der Botanischen Abteilung sind einige Belege der Styx-Binse vorhanden. Sie dokumentieren die früheren und heutigen Fundorte dieser Art und tragen dazu bei, das Wissen über die räumliche und zeitliche Veränderung der Artenvielfalt zu erhalten.

Im Herbarium der Botanischen Abteilung gibt es einige Belege der Styx-Binse sowohl aus Sörenberg als auch aus der Region Einsiedeln, wo die Art bis zum Aufstauen des Sihlsees gefunden wurde.
©Natur-Museum Luzern
Juni 2014
Ein goldiges Jahr für die Goldschildfliege
Die Goldschildfliege Phasia aurigera (Diptera: Tachinidae) ist das Insekt des Jahres 2014 für Deutschland, Österreich und die Schweiz.
Ein Kuratorium (für die Schweiz: die Schweizerische Entomologische Gesellschaft http://seg.scnatweb.ch/) wählt jedes Jahr aus zahlreichen Vorschlägen eine Insektenart aus. Mit dem Insekt des Jahres soll auf die weltweit artenreichste Tiergruppe aufmerksam gemacht werden, die allzu oft nur als schädlich oder zumindest lästig abgetan wird. Tatsächlich weisen Insekten die grösste biologische Vielfalt aller Lebewesen überhaupt auf, und entsprechend bedeutungsvoll ist ihre Rolle in der Natur.
Die Goldschildfliege ist mit 1 cm Körperlänge ziemlich groß und auffallend bunt gefärbt. Das Männchen hat rote Augen und orangefarbene Flügel, sein Rücken, der Schild, ist goldgelb. Daher der Name. Die Weibchen sind dagegen nicht so farbenfroh. Ihre Flügel sind durchsichtig gläsern. Sie haben zwar auch rote Augen, ansonsten ist ihr Körper schwarzbraun. Sie legen ihre Eier in die Larven von großen Wanzen, die an Pflanzen saugen. Die Fliegen selbst besuchen Blüten und ernähren sich von deren Nektar.
Man kann die Goldschildfliege von Ende Mai bis in den Oktober sehen, weil sie zwei Generationen pro Jahr entwickelt. Man kann sie in Waldgebieten finden, vor allem am Waldrand. Am häufigsten ist sie auf blühenden Hochstaudenfluren und Halbtrockenrasen bei der Nektaraufnahme zu beobachten.
|